Die Geschichte von Gini

Gini war gerade mal 18, an diesem Tag im September 2022.
Sie stand auf der Bühne, weil ein Keynote Speaker ausfiel. Sie hat dann einfach ihre Geschichte erzählt.

Die Geschichte einer Abiturientin, die sich fehl am Platz fühlt. Die gar nicht weiß, was IHR Platz ist, und wie sie ihn findet. Die irgendwann die Fragen nicht mehr aushält, und sich nur an der Uni einschreibt, um eine Antwort geben zu können, die kein Stirnrunzeln hervorruft.

Während Gini nun offiziell Eventmanagement studiert und nach Außen hin funktioniert, funktioniert der eigene Kompass gar nicht mehr. Die große Freiheit nach dem Abitur weicht einer großen Leere, einer Zeit von Zweifeln, an sich selbst, und am System. Das Suchen und Hinterfragen ist keine freudvolle Zeit zwischen zweit Lebensabschnitten, es ist eine Zeit, die Gini vom Leben abschneidet.

🤨 Luxusprobleme der Gen Z? Vielleicht.
🤨 Da mussten wir alle durch? Mag sein.
🤨 Die soll froh sein, so viele Möglichkeiten zu haben? Valider Punkt.

Ich erzähle Gini’s Geschichte nicht, um ihr ein paar mitfühlende Likes zu verschaffen. 
Ich erzähle sie, weil wir uns aus meiner Sicht in Zeiten des Fachkräftemangels keine blinden Flecke mehr leisten können.

😎 Wir erzählen uns gerne die Geschichte von 30 unter 30, von Einhörnern in Löwenhöhlen. 
😎 Wir feiern die Personal Brand und starten reihenweise mit dem Why.
😎 Purpose ist das leuchtende Osterei, das man nur noch suchen, nicht mehr finden muss.

Doch für so Viele ist es wahnsinnig schwer, den eigenen Weg zu sehen, und diese Verunsicherung dem Umfeld zuzumuten. Gerade wenn ein Mega-Abschluss oder eine erfolgreiche Karriere den bisherigen Weg gekennzeichnet hat. Aus Angst, nicht mehr als irritierte Blicke und ein „Jetzt schaust halt mal“ zurück zu bekommen.

Schau mal, liebe Gini, wie viel Applaus Du nach Deinen Worten auf dem Digital Misfits Festival bekommen hast. Von mindestens 50 unter 50. 
Du bist nicht allein.

Ich glaube gar nicht, dass wir als Gesellschaft diesen blinden Fleck behalten wollen. Ich glaube nur, dass wir ungeübt darin sind, uns Struggle im Job näher anzuschauen, unaufgeregt, gelassen, neugierig, ohne unserem Gegenüber nen Mindset-Coach auf den Hals zu hetzen.

Talent findet seinen Weg, da bin ich mir sicher. Gini wird rocken.
Aber vielleicht können wir unseren Job am Wegesrand noch ein wenig besser machen, damit suchende Freunde und Kollegen nicht auf der Strecke bleiben.

#digitalmisfit #jobsuche 

Stefanie Koch