Sicherheitshinweis

Mein Coachee ist Ben, Führungskraft im mittleren Management eines Konzerns.

Ben liebt LinkedIn. 
Zum Vernetzen. Zum Informieren. Zum Dabeisein. Er sieht, was seine Kollegen und seine Mitarbeiter beschäftigt. Die meisten posten viel und gerne. Immer schöne Sachen, was sie gelernt haben, worüber sie lachen, wofür sie dankbar sind.

Ben hasst es auch. 
An machen Tagen ist er im Vergleichsmodus mit sich und der Welt. Und obwohl er weiß, dass Social Media Schein dem Sein bevorzugt, zieht ihn das runter. Sein Selbstbild leidet mit jedem Scroll nach unten. Viel zu lange, und viel zu spät schließt er die App.

In unserem ersten Termin sprechen wir über Verantwortung, und Kontrolle. Wer hat es in der Hand, dass der Konsum hier gesund und verträglich bleibt? Hat die Plattform z.T. ein strukturell-technisches Problem, einen ungesunden Algorithmus, der die Nutzer nach Belieben (oder Strategie) mal stärkt, mal schwächt?
Oder liegt das Problem bei Ben, der seine FOMO nicht im Griff hat, und nicht durchschaut, dass er auf einer kostenlosen Plattform immer zum Produkt gehört?

Wer kriegt den schwarzen Peter? System oder Nutzer?

Dass Ben als Nutzer verantwortlich für sein Denken und Handeln ist, und das auch erkannt hat, dürfte nicht überraschen.

Dass Ben LinkedIn nicht ändern kann - geschenkt.

Und doch beenden wir die Sitzung mit der Idee, LinkedIn über den Hacker unseres Vertrauens einen Sichterheits-Hinweis einzubauen, der als Pop-Up vom Nutzer eine bewusste Entscheidung fordert, die Plattform zu nutzen - oder eben nicht. Der Kontext spielt schließlich IMMER in unser Verhalten rein - Likes, Clicks, Shares, Profilaufrufe. Diese KPIs ziehen wir uns ja nicht mit der Muttermilch rein.

Ob so ein Pop-Up-Fenster etwas ändern würde?
Würde irgendjemand an diesem Tag draußen bleiben?
Würde das die Marke der Plattform stärken, oder schwächen?

Ich würde dieses Experiment zu gerne fahren. Jeder kennt einen Ben in seinem Umfeld, vielleicht auch vom Blick in den Spiegel.
Hacker dürfen sich gerne via PM melden.

Das System zu ändern wäre schließlich soooo viel einfacher, als an sich selbst zu arbeiten.


Stefanie Koch